Jubiläum: 40. Benediktbeurer Management-Gespräche

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Benediktbeurer Management-Gespräche: Ein Dialog mit Format

In diesem Oktober feiern die Benediktbeurer Management-Gespräche ein Jubiläum: sie fin-den zum vierzigsten Mal statt. Ein guter Grund, um sich intensiver mit dem Veranstaltungs-format zu beschäftigen: warum konnten sich die Gespräche über einen so langen Zeitraum bewähren und warum ist es wichtig, den Dialog fortzuführen? Neben den beiden Initiatoren geben drei Vertreter aus Wirtschaft und Nonprofit als langjährige Teilnehmer und Impuls-geber eine Einschätzung.

Voneinander lernen: Eine Maxime, die häufig im gesellschaftlichen und auch ökonomischen Kontext erwähnt wird. Auf die Benediktbeurer Management-Gespräche bezogen, geht es hier um das „Voneinander lernen“ von Wirtschaftsunternehmen und sozialen Organisationen. Wie keinem anderen Format ist es den Management-Gesprächen in den beiden Jahrzehnten – die ersten Gespräche fanden im Dezember 2000 statt – gelungen, Vertreter aus Wirtschaft und dem Nonprofit-Bereich in einen aktiven Austausch und Dialog zu bringen. Prof. Dr. Egon Endres, Professor für Sozialwissenschaften an der KSH München und einer der beiden Initiatoren der Benediktbeurer Management-Gespräche spricht hier von dem Schließen so genannter „Netzwerklöcher“ (Ron Burt) zwischen verschiedenen Welten und davon, dass durch innovative Begegnungen auch innovative Lösungsansätze entstehen.

Unterschiedliche Netzwerke miteinander verbinden
Mitinitiator Michael Thiess, Inhaber von MICHAEL THIESS Management Consultants München, führt den soziologisch geprägten Begriff des Wanderzirkus an: „Es existiert ein Wanderzirkus an Netzwerken, das heißt, viele Führungskräfte bewegen sich meistens in ähnliches Milieus und Kreisen.“ Bestätigt wird er von Prof. Dr. h.c. Rudolf Mellinghoff, Präsident des Bundesfinanzhofs, langjähriger BMG-Teilnehmer und Impulsgeber bei den 29. Gesprächen zum Thema Steuer- und Verteilungsgerechtigkeit: „Der Dialog außerhalb des eigenen Netzes ist wichtig, weil man sich doch sehr oft in den Gesprächskreisen bewegt, die einen unmittelbar umgeben. Ein Perspektivenwechsel ist meist erst dann möglich, wenn Vertreter unterschiedlicher Gruppen aufeinander treffen, wie etwa aus Wirtschaft, aus Verbänden und aus dem öffentlichen Leben.“ Ziel der Management-Gespräche ist, möglichst unterschiedliche Netzwerke innerhalb der Business- und Sozialwelt zueinander zu bringen. Ein Ziel, das bereits mehrfach erreicht werden konnte: so kam beispielsweise, erinnert sich Prof. Dr. Egon Endres, ein Geschäftsführer eines Missionsärztlichen Instituts mit einem Geschäftsführer der Pharmaindustrie ins Gespräch und konnte einen Preisnachlass für Medikamentenlieferungen in Entwicklungsländer erwirken. Auch suchten bereits mehrere Teilnehmer außerhalb der Management-Gespräche den Dialog und Austausch in Fragen von Compliance-Richtlinien.

Margret Suckale, Mitglied im Aufsichtsrat von HeidelbergCement, der Deutschen Telekom AG und der DWS, sieht in dem gemeinsamen Dialog die Chance, Hintergründe besser zu verstehen und etwaige Vorurteile abzubauen. „Ich kenne kein vergleichbares Format, in dem sich Wirtschaft und soziale Organisationen so gut und intensiv austauschen können“, sagt die Managerin, die mehrfach an den BMGs teilgenommen und als Impulsgeberin zu „Nachhaltigkeit – ein Lippenbekenntnis des Managements“ gesprochen hat. „Wir lesen oder hören in den Medien viel übereinander und fällen daraus ein Urteil. Anders verhält sich das, sobald wir anfangen, die Hintergründe kennen- und verstehen zu lernen.“ Der Dialog ist also wichtig, um wechselseitiges Verständnis zu generieren, aber auch, um die zunehmend komplexen Unternehmensrealitäten zu begreifen. „Im Rahmen der Gespräche werden ganz unterschiedliche Sichtweisen vertreten“, sagt Michael Löher, Vorstand des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. Berlin, der bei den 34. BMGs einen Impuls zum Thema „Braucht unsere Gesellschaft Lobbying?“ gehalten hat. „Nur im gemeinsamen Dialog ist es möglich, sachgerechte Schlussfolgerungen zu ziehen.“

Eine offene Gesprächskultur: ein wesentliches Merkmal der BMGs
Die beiden Initiatoren stellen fest, dass es auf der Führungsebene „ein Bedürfnis nach anderen Formen“ des Austausches gibt. „Viele Top-Führungskräfte“, sagt Michael Thiess, „bewegen sich im geschützten Rahmen, sie bekommen nachweislich wenig authentisches Feedback.“ Das verhält sich an jenen Freitagnachmittagen und -abenden im Barocksaal des Klosters anders: „Hier wird offen miteinander geredet, wir fördern als Moderatoren kritische Anmerkungen, freuen uns über kontroverse Meinungen, lenken aber auch die Dialoge in eine Richtung, die sich nie kränkend oder verletzend gestaltet.“ Das Setting der Veranstaltung bietet darüber hinaus viele Möglichkeiten, sich besser kennenzulernen und aufeinander zuzugehen: ob beim Kaffee vor dem offiziellen Beginn, bei den Round Table-Gesprächen, die im Rahmen der Veranstaltung initiiert werden, beim Weg zum musikalischen Rahmenprogramm oder zum Speisesaal, beim Bierausschank oder beim Abendessen an den großen Tischen im klösterlichen Speisesaal. „Die gesunde Mischung macht es aus: So hebt Michael Löher beispielsweise hervor, dass fachlicher Input und Diskurs in einer guten Balance zum kulturellen Angebot und dem kulinarischen Miteinander stehen.

Themen, die den unternehmerischen Zeitgeist spiegeln
Ausgetragen werden die BMGs traditionell im Barocksaal des Klosters Benediktbeuern, einem ehrwürdigen Kloster, das vor bereits über tausend Jahren im Alpenvorland erbaut wurde. So ehrwürdig und traditionsreich die Umgebung, so hochaktuell und zeitgemäß ist die Themenauswahl, die von den beiden Initiatoren Prof. Dr. Egon Endres und Michael Thiess getroffen wird. „Die Gesprächsthemen“, sagt Prof. Dr. Egon Endres, „leiten sich stets aus vorangegangenen Veranstaltungen ab. Wir greifen aktuelle und interessante Fragen auf, die unbeantwortet bleiben mussten.“ So haben sich die bisherigen Gespräche mit Gesundheit als Führungsaufgabe, der Bedeutung von Werten in der Unternehmenskultur, Krisen als unternehmerische Chance, Stiftungen als Gestalter gesellschaftlichen Wandels, Lobbying, Streitkultur, Internationalisierung, Steuer- und Verteilungsgerechtigkeit oder mit Kooperationen und deren Bedeutung auseinandergesetzt. Margret Suckale hebt neben der Aktualität auch den Zeitpunkt der Themenauswahl hervor: „Häufig werden hier Themen aufgegriffen, bevor die Medien darüber berichten. Ich erlebe die Vorträge und Diskussionen als enorm bereichernd.“ Prof. Dr. Egon Endres und Michael Thiess legen dabei großen Wert auf die Auswahl ihrer Impulsgeber. In den vergangenen 40. Gesprächen konnten Redner gewonnen werden, die in hochverantwortlichen Positionen agieren. Über „Recht und Gerechtigkeit“ sprachen der Generalbundesanwalt Dr. Peter Frank und der langjährige Allianz-Chef Dr. Henning Schulte-Noelle. Zu dem Thema „Was hält die Gesellschaft zusammen?“ waren Kardinal Reinhard Marx und Dr. Brigitte Mohn von der Bertelsmann Stiftung eingeladen, zu „Welchen Wert haben Werte in unseren Unternehmen?“ auf dem Höhepunkt der Finanzkrise hielten die damalige VdK-Präsidentin und frühere Staatssekretärin beim Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Ulrike Mascher und der Barclays Private Equity-Geschäftsführer Michael H. Bork einen Impuls – um hier nur einige wenige Gespräche exemplarisch widerzugeben.

Der gemeinsame Dialog hat zu keinem Zeitpunkt an Bedeutung verloren
Die Geburtsstunde reicht auf ein vor 20 Jahren stattfindendes BMBF-Projekt zu „Wissenskooperationen“ zurück, in dessen Rahmen mehrtägige Hospitationen zwischen Sozial- und Businesswelt und Dialogforen stattfanden. Inspiriert davon, regte Michael Thiess an, diesen Dialog auf der strategischen Ebene und zwischen Top-Managern fortzuführen. Die ersten Benediktbeurer Manage-ment-Gespräche fanden mit acht Teilnehmern im Salettl statt, fortan wuchs die Teilnahme mit jeder Veranstaltung. Seit vielen Jahren finden die BMGs nun im historischen Barocksaal mit rund 100 Managern aus dem wirtschaftlichen und sozialen Bereich statt. Unter den Teilnehmern zeichnet sich eine gewisse Kontinuität ab: Einige Führungskräfte nehmen schon seit vielen Jahren an dem Veranstaltungsformat teil, sie kennen sich untereinander und haben bereits stabile Netzwerke gezogen. „Dadurch, dass einzelne Teilnehmer immer wieder da sind, finden sich leichter Anknüpfungspunkte, zudem sind weiterführende Gespräche möglich“, sagt Prof. Dr. h.c. Rudolf Mellinghoff. Die Initiatoren freuen sich darüber, dass „ihr“ Gesprächsformat dabei nicht an Popularität ein-gebüßt hat, eher das Gegenteil ist der Fall: Michael Löher merkt an, dass sich ein „intensives Miteinander“ durch die zunehmende Größe schwieriger gestaltet, ansonsten sei die Veranstaltung „außerordentlich hilfreich und produktiv.“

Doch auch, wenn sich die Benediktbeurer Management-Gespräche als Format etabliert und bewährt haben: der Gesprächsstoff zwischen Wirtschaft und Nonprofit wird in naher Zukunft sicherlich nicht ausgehen. „Ein zentraler Unterschied zwischen Akteuren aus Wirtschaft und sozialen Organisationen liegt darin, dass im sozialen Bereich Macht sehr viel stärker tabuisiert wird und eine Auseinandersetzung mit der Macht von Führungspersonen dadurch schwerer fällt“, erklärt Prof. Dr. Egon Endres. Michael Thiess ergänzt: „Insgesamt zeigt sich zwar über die vielen Management-Gespräche hinweg, das bereits eine Annäherung der Management- und Organisationswelten stattgefunden hat. Der Sozialbereich hat sich professionalisiert und CEOs im Business-Bereich erkennen an, welch hohe Bedeutung Werte und gemeinsame Haltung für ihr Unternehmen haben. Dennoch sind die Unternehmenskulturen in ihrer Struktur und Organisation weiterhin sehr unterschiedlich.“ Beide sind sich daran einig, dass es sich lohnt, auch weiterhin im Dialog mit den beiden Welten zu bleiben.

Die 40. Benediktbeurer Management-Gespräche zum Thema „Wieviel Bildung benötigt unsere Gesellschaft?“ finden am 19. Oktober, 15.30 Uhr statt. Als Impulsgeber konnten Manuel J. Hartung, Leiter des Bildungsressorts Chancen der ZEIT und Herausgeber von ZEIT Campus, und Dr. Matthias Afting, Vorsitzender des Vorstands der COGNOS AG, Hamburg gewonnen werden.
Bei Rückfragen können Sie sich gerne an folgenden Pressekontakt wenden: Katholische Stiftungshochschule München, Sibylle Thiede, sibylle.thiede@ksh-m.de, 089 48092-8466. Gerne organisieren wir Interviews oder O-Töne.

Über die Benediktbeurer Management-Gespräche
Die Benediktbeurer Management-Gespräche (BMG) werden seit 2000 gemeinsam von Prof. Dr. Egon Endres, Professor für Sozialwissenschaften an der Katholischen Stiftungshochschule München, und Michael Thiess, MICHAEL THIESS Management Consultants, München, veranstaltet. Sie zielen auf den gedanklichen Austausch und das „Networking“ von Entscheidungsträgern aus Wirtschaftsunternehmen und sozialen Organisationen. Existieren traditionell kaum Berührungs-punkte zwischen beiden Welten, so haben sich die Handlungsanforderungen von sozialen Organisationen und Wirtschaftsunternehmen in den vergangenen Jahren angeglichen. Dabei haben beide Seiten im Umgang mit ihrer jeweiligen Umwelt unterschiedliche Kompetenzen entwickelt, was einen Blick über den Tellerrand lohnenswert erscheinen lässt. In diesem Sinne verstehen sich die Benediktbeurer Management-Gespräche als Forum, durch das neue Impulse für „lernende“ Orga-nisationen und ihre Manager gewonnen werden. Die handverlesene Auswahl der Gäste gewähr-leistet einen anregenden und intensiven Gedanken- und Erfahrungsaustausch.

Katholische Stiftungshochschule München (KSH)
Die Katholische Stiftungshochschule München ist eine national und international hoch angesehene Hochschule für Sozial-, Pflege- und pädagogische Berufe in kirchlicher Trägerschaft. Sie bietet ihren etwa 2400 Studentinnen und Studenten an den beiden Standorten Benediktbeuern und München eine intensive und professionelle Betreuung. Neben den Bachelorstudiengängen Soziale Arbeit, Pflegemanagement, Pflegepädagogik, Pflege dual, Bildung & Erziehung im Kindesalter und Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit (auch im Doppelstudium mit der Sozialen Arbeit) bietet die Katholische Stiftungshochschule München auch Masterstudiengänge und vielfältige Fortbildungsveranstaltungen an. Ein wissenschaftliches und zugleich praxisorientiertes Studium sowie das christliche Menschenbild begründen den besonderen Auftrag der Hochschule.

MICHAEL THIESS Management Consultants
MICHAEL THIESS Management Consultants ist eine leistungsfähige Strategieberatung und unter-stützt international bedeutende Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie öffentliche Insti-tutionen und Non-Profit Organisationen in allen Fragen der Unternehmensführung. Neben der Strategie-, Prozess- sowie Organisationsberatung weisen MICHAEL THIESS Management Con-sultants ebenfalls in den Bereichen Post Merger Integration, Effizienzsteigerung in Marketing & Vertrieb sowie Innovationsstrategien besondere Leistungen vor. Der Schwerpunkt der Beratungs-tätigkeit liegt auf den Branchen und Geschäftsfeldern Healthcare, Pharmaindustrie, Medizintech-nik-Unternehmen, Non-Profit-Organisationen, High Tech-Branche und Wirtschaftsförderung.

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